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Die Illusion des inneren Kritikers und Richters

Geschrieben von Kevin Kunert

Jeder kennt ihn: Der innere Kritiker. Er kommentiert pausenlos unsere Art des Seins und suggeriert uns, dass wir anders sein sollten, als wir sind. Dem inneren Kritiker wird dabei häufig eine naturgegebene Realität zugesprochen - als wäre er ein fester Bestandteil des Menschseins.

 

Wir gehen nach rechts und die leise Stimme kommt empor; flüstert uns, dass wir doch nach links gehen müssen. Der innere Kritiker zieht sein Dasein lediglich aus der Annahme, dass wir von Natur aus gegen unser zukünftiges Glück gerichtet sind. Es ist die Pseudo-Überwachungszentrale. Er übernimmt die Funktion, die häufig Eltern in der Erziehung übernommen haben. 

 

Dabei plappert der innere Kritiker nur Dinge, die wir im Laufe des Lebens erlernt haben; jede Glaubensannahme ist erlernt und in den meisten Fällen ohne, dass wir die Annahme jemals hinterfragt haben. 

 

Gerade Menschen, die ihre Nase tief in Bücher der Selbsthilfe und Spiritualität gesteckt haben, werden vom inneren Kritiker geplagt. Es geht dann meistens weniger um das Verhalten, als um das Fühlen und Denken. Der innere Kritiker glaubt, dass man nur glücklich werden kann, wenn man immer positiv denkt oder wenn man keine Ängste mehr hat/fühlt. Oder er glaubt, dass wir in allem, was in unserem Leben passiert, das Gute sehen sollen; es irgendwie mögen müssen. Oder er glaubt, dass wir nichts mehr wollen dürfen, weil unser Wollen nur Leid erzeugt. Oder er glaubt, wir müssen erst unsere Wünsche erfüllt haben, damit wir glücklich sein können. Oder er glaubt, dass wir so viel Kontrolle wie möglich benötigen. Oder er glaubt, dass wir immer tun müssen, was wir tun wollen. Oder er glaubt, dass wir immer sagen sollten, was wir denken. 

 

Immer den Zeigefinger im Anschlag um blitzschnell zu agieren. Ein Auswuchs des Autoritätsproblems; ich kann mir selbst nicht trauen, also benötige ich einen inneren Kritiker. 

 

Der innere Kritiker dient lediglich zur Einschränkung unserer naturgegebenen Freiheit; aus dem Glauben entstanden, dass ein zu viel an Freiheit negative Konsequenzen haben könnte. Wiederum entstand dieser Glaube lediglich aus der Annahme, dass wir von Natur aus gegen unsere besten Interessen handeln könnten. 

 

Wenn der innere Kritiker beim nächsten Mal aktiv ist, frage Dich doch einfach, was an Deinem natürlichen Verhalten, Denken, Tun oder Fühlen falsch ist? Was auch immer als Antwort kommt, zeigt Dir auf, welche Annahmen Du im Laufe des Lebens erlernt hast, die Dir suggerieren, wie man zu sein hat, um glücklicher zu werden. 

 

Warum glaube ich, dass es falsch ist, pessimistisch über etwas zu denken? Warum glaube ich, dass es falsch ist, Angst vor etwas zu haben? Warum glaube ich, dass es falsch ist, einen Menschen nicht zu mögen? Warum glaube ich, dass es falsch ist, was ich gerade tue? Warum glaube ich, dass es falsch ist, daran zu denken, wie ich meinem nervtötenden Nachbarn an den Hals springe? Warum glaube ich, dass es falsch ist, dass ich jeden und alles gerade verfluche? 

 

Je mehr wir wieder zu unserer Wahrheit finden; je mehr wir wieder erkennen, dass wir von Natur aus perfekt auf unser zukünftigen Glück ausgerichtet sind, desto mehr schweigt der innere Kritiker; desto freier sind wir. 

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Kommentare: 3
  • #1

    Herbert Palzkill (Donnerstag, 11 Februar 2021 21:50)

    Super Beitrag, herzlichen Dank!

  • #2

    Katja Stahlbaum (Freitag, 12 Februar 2021 15:21)

    Danke Kevin, das ist super ausgedrückt und so genial erleichternd! :)

  • #3

    Alexander (Dienstag, 27 August 2024 20:38)

    [...] aus dem Glauben entstanden, dass ein zu viel an Freiheit negative Konsequenzen haben könnte."

    Ja nicht aus der eigenen Betrachtung heraus. Sonderrn unser freier Selbstausdruck, stieß irgendwann auf Kritik im Aussen, und die Angst vor Ausschluss (Existenzangst bei Kindern) führt zur Anpassung.

    Freiheit gegen Bindung. Ein Deal den nahezu jeder (uinterschiedlich stark und breitfächig) eingegangen ist.