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Freiheit für alle - Teil 4

DAS GEHEIMNIS DES FÜHLENS

Übersetzt von Ugi Müller (zur Homepage)


Das Geheimnis des Fühlens oder das Hervorrufen des Unsichtbaren in Form von sichtbaren Zuständen ist auf schönste Art in der Geschichte von Isaac beschrieben, in welcher er seinen zweiten Sohn Jacob einzig und allein aufgrund seines Gefühls segnete, im Glauben, dass er eigentlich seinen ersten Sohn Esau segnete [Mose 27:1].

 

Der Überlieferung nach merkte der alte und blinde Isaac, dass er diese Welt bald verlassen würde, und wünschte deshalb, vor seinem Ableben noch seinem ersten Sohn Esau den Segen zu erteilen. Doch bevor er diesen Segen aussprach, schickte er Esau noch auf die Jagd nach einem wohlschmeckenden Hirsch, im Versprechen, ihn bei Rückkehr zu segnen.

 

Jacob begehrte das Geburtsrecht des Familienoberhauptes ebenfalls, das ihm aber nur durch den Segen seines blinden Vaters zuteil werden konnte. Als er das Versprechen und die Bitte seines Vaters an Esau zufällig mitkriegte, wartete er nun, bis Esau auf Hirschjagd gegangen war. Anschließend tötete er ein Lamm der Herde seines Vaters und bereitete dieses zu.

 

Indem er sich die Schafsfelle über seinen glatten Körper zog, fühlte sich sein Haar jetzt genauso haarig und rau an, wie dasjenige seines Bruders Esau. So brachte er nun das schmackhaft zubereitete Lamm in dieser Aufmachung seinem blinden Vater. Und Isaac, der komplett von seinem Gefühlssinn abhängig war, verwechselte anschließend seinen zweiten Sohn Jacob mit seinem ersten Sohn Esau, und gab Jacob seinen Segen. Als Esau nach seiner Rückkehr von der Jagd erfuhr, dass sein glatthaariger Bruder ihn ersetzt hatte, bat er seinen Vater um Gerechtigkeit; doch Isaac antwortete und sagte “Dein Bruder ist gekommen mit List und hat dir den Segen weggenommen [Mose 27:35]. Ich habe ihn zum Herrscher über dich gemacht, und ihm all seine Brüder als Knechte übergeben [Mose 27:37].“

 

Der gesunde Menschenverstand sollte jedem Menschen sofort klar machen, dass diese Geschichte nicht wortwörtlich genommen werden kann. Es muss doch eine Botschaft für den Menschen in dieser verräterischen und verwerflichen Handlung Jacobs verborgen sein! Diese verborgene Botschaft, das Erfolgsrezept, das in dieser Geschichte steckt, wurde mir offenbart. Der blinde Vater Isaac ist dein Bewusstsein; dein Gewahrsein deines Daseins.

 

Der haarige Sohn Esau ist deine momentane objektivierte Welt – rau und ertastbar; der gegenwärtige Moment; die gegenwärtigen Umstände; dein gegenwärtiges Selbstbild; kurz, die Welt, die du mit deinen Sinnen und deinem Verstand kennst. Der glatthaarige Junge Jacob, der zweite Sohn, ist dein Verlangen oder dein gewünschter Bewusstseinszustand, eine noch nicht verkörperte Vorstellung, ein Zustand, der wahrnehm- und spürbar ist, aber noch nicht in objektiver Form erkennbar oder sichtbar ist; ein Punkt in Raum und Zeit, der nicht im gegenwärtigen Moment auffindbar ist. Kurz, Jacob ist das von dir bestimmte Ziel. Der glatthaarige Jacob – oder der subjektive Bewusstseinszustand, der nach Verkörperung oder seinem Geburtsrecht strebt – drückt sich in objektiver Form aus, wenn er angemessen gefühlt oder durch seinen Vater gesegnet wurde (also bewusst gefühlt und als real empfunden); und indem er das tut, ersetzt er den rauen, haarigen Esau, den bisherigen objektiven Zustand. Da nie zwei Dinge den gleichen Platz zur gleichen Zeit einnehmen können, und auf die geschilderte Weise das Unsichtbare sichtbar gemacht wird, verschwindet der bisherige sichtbare Zustand.

 

Dein Bewusstsein ist die Ursache deiner Welt. Der Bewusstseinszustand, in dem du geistig wohnst, bestimmt die Welt, in der du lebst. So objektiviert sich auf diese Weise dein momentanes Selbstbild als deine Umwelt, und dieser Zustand wird durch den haarigen und mit den Sinnen spürbaren Esau symbolisiert; der erste Sohn. Dasjenige, was du aber sein oder besitzen möchtest, wird durch den zweiten Sohn, Jacob, symbolisiert, der glatthaarige Junge, der noch nicht sichtbar ist, aber in der Vorstellung schon erspür- und fühlbar ist. Sobald dieser ausreichend berührt wurde, ersetzt er seinen Bruder Esau, oder deine gegenwärtige Welt.

 

Vergiss dabei nie, dass Isaac, der Vater der beiden Söhne oder Zustände, blind ist. Er sieht seinen glatthaarigen Sohn Jacob nicht; er erfühlt ihn nur.

 

Und durch den Gefühlssinn glaubt er tatsächlich, dass Jacob, der Subjektiv-Vorgestellte, Esau ist, der Reale, der Objektivierte.

 

Du tastest nicht einfach im Raum nach einem erwünschten Zustand. Du machst es wie Isaac. Du setzt dich in Ruhe hin und schickst deinen ersten Sohn auf die Jagd, indem du deine Aufmerksamkeit von der sinnlich wahrnehmbaren, manifestierten Welt abziehst.

 

In der Abwesenheit deines ersten Sohns Esau, lädst du dann deinen gewünschten Zustand, den zweiten Sohn Jacob, zum Näherkommen ein, damit du ihn fühlen kannst. “Komm näher, mein Sohn, sodass ich dich fühlen kann“ [Mose 27:21]. Zuerst bist du dir des Zustands in deiner unmittelbaren Umgebung bewusst; dann ziehst du ihn näher und näher und näher an dich heran, bis du ihn in deiner unmittelbaren Gegenwart spüren und fühlen kannst, damit er echt und natürlich für dich ist.

 

“Wenn zwei unter euch einig werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel“ [Matthäus 18:19].

 

Die zwei werden sich im Gefühlssinn einig; und die Einigung wird auf der Erde etabliert – das heißt, es wird objektiviert und wirklich gemacht.

 

Esau steht für deine gegenwärtig objektivierte Welt, egal ob sie angenehmen, unangenehmen oder sonstwie für dich ausfällt.

 

Jacob steht für alle und jeden deiner Herzenswünsche.

 

Isaac symbolisiert dein wahres Selbst, das dich – mit den Augen zur gegenwärtigen Welt geschlossen – durch den Gefühlssinn so fühlen lässt, als wärst oder hättest du bereits, was du sein oder zu haben begehrst.

 

Das Geheimnis von Isaac – der spürbare, gefühlte Zustand – besteht einfach nur darin, das sinnlich Wahrnehmbare (dein gegenwärtiger, physischer Zustand) in deiner Vorstellungskraft vom sinnlich nicht Wahrnehmbaren (das, was du gerne sein würdest) zu trennen.

 

Indem er seine objektiven Sinne fest verschloss, ließ Isaac das sinnlich nicht Wahrnehmbare (den subjektiven, vorgestellten Zustand) als echt oder sinnlich wahrnehmbar erscheinen, denn Glaube ist Wissen. Und du kannst das auch so machen.

 

Doch das alleinige Wissen um das Gesetz der Selbstentfaltung, das Gesetz, mit dem das Unsichtbare sichtbar gemacht wird, reicht noch nicht.

 

Es muss angewendet werden; und das Folgende ist die praktische Methode.

 

Erstens: Sende deinen ersten Sohn Esau – deine momentane objektivierte Welt oder dein Problem – auf die Jagd. Das erreichst du ganz einfach dadurch, indem du deine Augen schließt und deine Aufmerksamkeit von deinen gegenwärtigen Einschränkungen abziehst. Denn sobald dein Fokus von der objektiven Welt abgezogen wird, verschwindet sie aus deinem Bewusstsein, oder geht auf die Jagd.

 

Zweitens: Während du nun mit geschlossenen Augen ruhst und deine Aufmerksamkeit nicht mehr auf der Welt um dich herum liegt, lege bewusst den natürlichen Ort und Zeitpunkt für die Verwirklichung deines Verlangens fest.

 

Da deine objektiven Sinne für deine momentanen Umstände verschlossen sind, kannst du nun jede Realität an jedem Punkt in Raum und Zeit spüren und fühlen, denn Raum und Zeit sind ausschließlich psychologischer Natur und können willentlich erschaffen werden.

 

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die natürliche Raum-Zeit-Bestimmung von Jacob, das heißt, der natürliche Ort und Zeitpunkt deines Verlangens, zuerst im Bewusstsein fixiert werden.

 

Wenn die Realisierung deines verlangten Objekts auf einen Sonntag fallen soll, dann muss der Sonntag jetzt im Bewusstsein fixiert werden.

 

Beginne hierzu einfach damit, dich so zu fühlen, als wäre es Sonntag, bis sich eine sonntägliche Ruhe und Natürlichkeit in deinem Bewusstsein einstellt.

 

Du hast nämlich bestimmte Assoziationen mit allen Tagen, Wochen, Monaten und Jahreszeiten des Jahres. Schon oft hast du gesagt “Ich habe das Gefühl, heute ist Sonntag, oder Montag, oder Samstag; oder das fühlt sich wie im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter an“. Diese Erwähnung sollte dich davon überzeugen, dass du bestimmte, bewusste Eindrücke hast, die du automatisch mit den Tagen, Wochen, Monaten und Jahreszeiten des Jahres in Verbindung bringst.

 

Aufgrund dieser Assoziationen kannst du jeden gewünschten Zeitpunkt wählen, und indem du dir den bewussten Eindruck vergegenwärtigst, den du mit diesem Zeitpunkt assoziierst, kannst du im Hier und Jetzt eine subjektive Realität daraus machen.

 

Mache nun dasselbe mit dem Ort. Wenn der Raum, in dem du dich befindest, nicht derjenige ist, in welchem dein gewünschtes Ziel sich natürlicherweise ereignen oder verwirklichen würde, dann fühle einfach, wie du in dem Raum oder an dem Ort bist, an dem es natürlich wäre. Bevor du also den Akt des Fühlens und Spürens der Nähe und der Realität deiner gewünschten Sache angehst, legst du bewusst den Eindruck von Ort und Zeit fest. Dabei spielt es keine Rolle, ob der gewünschte Ort zehntausend Meilen entfernt oder eine Tür weiter ist. Du musst einfach in deinem Bewusstsein fixieren, dass du gerade tatsächlich am gewünschten Ort bist.

 

Du machst also keine mentale Reise; du lässt den Raum kollabieren. Setz dich ruhig hin, wo du bist und mache aus der “Dort-heit“ eine “Hier-heit“. Schließe deine Augen und fühle, dass der Ort, an dem du dich befindest, der gewünschte Ort ist; fühle und spüre die Realität davon, bis du tatsächlich einen bewussten Eindruck davon empfindest, denn dein Wissen dieser Tatsache basiert einzig und allein auf deinem subjektiven Fühlen.

 

Drittens: In der Abwesenheit von Esau (dein Problem) und der Etablierung des natürlich Raum- und Zeitpunkts lädst du jetzt Jacob (die Lösung) ein, um diesen Raum zu füllen – um den Platz seines Bruders einzunehmen.

 

Sieh in deiner Imagination das Objekt deines Verlangens. Wenn du Schwierigkeiten damit hast, es zu visualisieren, spüre einfach nur die etwaige Form davon; besinne dich darauf. Dann zieh es mental näher zu dir. “Komm näher, mein Sohn, damit ich dich fühlen kann“.

 

Fühle seine Nähe; fühle, wie es in deiner unmittelbaren Präsenz ist; spüre seine Realität und Festigkeit; fühle und sieh, wie es sich ganz natürlich an dem Ort befindet, wo du gerade mental bist; fühle die Erleichterung über die tatsächliche Errungenschaft, und die Freude des Besitzes.

 

Öffne jetzt deine Augen. Das bringt dich zurück in die objektive Welt – die raue und mit den Sinnen spürbare Welt. Dein haariger Sohn Esau ist von der Jagd zurückgekommen und anhand seiner Erscheinung siehst du, dass du von seinem glatthaarigen Bruder Jacob verraten wurdest – demjenigen, was du psychisch in deiner Vorstellungskraft gefühlt hast.

 

Doch wie Isaac, dessen Bestimmtheit auf dem Wissen von diesem unveränderlichen Gesetz basiert, wirst auch du sagen “Ich habe ihn zum Herrscher über dich gemacht, und ihm all seine Brüder als Knechte übergeben“.

 

Das heißt, obwohl deine Probleme als fix und echt erscheinen, hast du den subjektiven, psychologischen Zustand der Lösung als so echt empfunden, dass du die Erleichterung dieser Realität spürtest; damit hast du das Geheimnis der Schöpfung erfahren, denn du hast die Wirklichkeit des Subjektiv-Vorgestellten gefühlt.

 

Du hast einen definitiven psychologischen Zustand fixiert, der sich entgegen aller Widrigkeiten oder dem Vorhergegangen objektiv verwirklichen wird, und auf diese Weise den Namen Jacobs erfüllt – der Umstürzler.

 

Hier sind einige praktische Beispiele dieses Dramas.

 

Erstens: Das Geschenk, oder wie man einen Gegenstand real macht.

 

Setz dich in deinem Wohnzimmer hin und nenne ein Möbelstück, einen Teppich oder eine Lampe, die du gerne in diesem Raum haben möchtest. Schau nun in den Bereich des Raumes, wo du diesen Gegenstand platzieren würdest, wenn du ihn hättest. Schließe nun deine Augen und lasse alles verschwinden, was jetzt gerade diesen Bereich des Raumes füllt. Sieh diesen Bereich also als leeren Raum in deiner Vorstellungskraft – es steht einfach nichts dort. Beginne jetzt damit, diesen Raum mit dem gewünschten Einrichtungsgegenstand zu füllen; spüre und fühle, dass du ihn genau in diesem Wohnbereich hast, und stell dir vor, du siehst das, was du dir vorher zu sehen gewünscht hast. Verweile in diesem Bewusstseinszustand, bis du die Freude der Errungenschaft fühlst.

 

Zweitens: Das Geschenk, oder wie man einen Ort real macht

 

Du sitzt nun in deinem New Yorker Apartment und sinnierst über die Freude, welche die deine wäre, wenn du dich gerade auf Kreuzfahrt über den Atlantik befinden würdest. “Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ [Johannes 14:2-3]. Deine Augen sind geschlossen; du hast nun bewusst das New Yorker Apartment losgelassen und fühlst an seiner Stelle, wie du dich auf dem Kreuzfahrtschiff befindest. Du sitzt auf einem Stuhl auf dem Schiffsdeck; und es gibt nichts um dich herum, als der immense Atlantik. Fixiere die Wirklichkeit von Schiff und Ozean in deinem Bewusstsein, sodass du dir in diesem Zustand mental den Tag in Erinnerung rufst, an dem du in deinem New Yorker Apartment gesessen bist und von diesem Tag geträumt hast. Sieh also in deiner Imagination diese Erinnerung davon, wie du damals in deinem Apartment saßt. Wenn es dir gelingt, zurück auf dein New Yorker Apartment zu schauen, ohne subjektiv dorthin zurückzukehren, hast du die Realität dieser Reise erfolgreich vorbereitet.

Verweile in diesem bewussten Zustand und fühle die Echtheit des Schiffes und des Ozeans; spüre die Freude über diese Errungenschaft – und öffne dann wieder deine Augen.

 

Du bist hinausgezogen und hast den Platz vorbereitet; du hast einen bestimmten psychologischen Zustand in deinem Bewusstsein fixiert, und wo immer du dich im Bewusstsein befindest, dort wird sich auch dein Körper befinden.

 

Drittens: Das Geschenk, oder wie man einen Zeitpunkt real macht.

 

Du lässt bewusst diesen Tag, Monat oder das Jahr los, was auch immer der Fall sein mag, und stellst dir vor, es ist jetzt gerade der Tag, Monat oder das Jahr, das du erleben willst. Du spürst und fühlst die Realität der gewünschten Zeit, indem du dir selbst den Eindruck vermittelst, das dein Ziel erreicht ist. Während du die Natürlichkeit dieser Zeit fühlst, beginnst du nun die Freude darüber zu spüren, dasjenige vollkommen erreicht zu haben, das du zu diesem Zeitpunkt erreichen wolltest, bevor du diese psychologische Reise in der Zeit gemacht hast.

 

Mit diesem Wissen um deine Macht, dich selbst zu beschenken, hast du nun den Schlüssel zu allen Gefängnistüren aller Gefängnisse in der Hand – egal, ob es sich dabei um das Gefängnis der Krankheit, der Armut oder der Langeweile handelt.

 

“Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir. Denn der HERR hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, um den Armen frohe Botschaft zu bringen; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen“ [Jesaja 61:1, Lukas 4:18].

- Neville Goddard, Freedom For All 1942


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